Bratislava in den Dreißiger Jahren: Zoli ist ein Mädchen aus dem Volk der Roma. Als kleines Kind hat sie erlebt, wie fast alle aus ihrer Sippe von Milizen umgebracht wurden, konnte aber mit ihrem Großvater fliehen. Gemeinsam ziehen sie nun mit dem Pferdewagen durch das Land und leben von Lebensmitteln, die der Großvater für Gelegenheitsarbeiten bekommt. Schließlich treffen sie auf andere Mitglieder ihrer Familie und schließen sich ihnen an. Im Unterschied zu den Gebräuchen ihres Volkes lehrt Zolis Großvater ihr Lesen und Schreiben und besteht darauf, dass sie die Schule des Ortes besucht. Doch bringt ihr dies nicht nur die Feindschaft ihrer Mitschüler ein, auch ihre eigenen Leute sehen dies als Verstoß gegen ihre Sitten, wodurch sie gewissermaßen zwischen allen Stühlen sitzt.
Jahre später lernt sie den jungen Journalisten Swann und dessen Freund Stransky, Herausgeber einer Literaturzeitschrift, kennen. Beide sind fasziniert von der jungen Frau, besonders von ihrem Gesang, mit dem sie traditionelle Lieder ihres Volkes vorträgt. Gemeinsam planen sie die Veröffentlichung der Gesänge, was unter anderem dem Romavolk zur Anerkennung durch die eher „Zigeuner“-feindliche Gesellschaft verhelfen soll. Doch längst ist Zolis Volk ins Visier des sozialistischen Staates geraten. Im Namen des proletarischen Fortschritts wird es gegen seinen Willen zur Sesshaftigkeit und Anpassung gebracht. Als die Roma nun Zoli die Schuld daran geben, weil sie durch die Darbietung ihres Gesanges die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt habe, versucht diese im letzten Moment, Swann (mit dem sie inzwischen eine romantische Affäre verbindet) von einer Veröffentlichung abzubringen. Doch dieser will von dem Plan keinen Abstand nehmen und meint – auch aus egoistischen Motiven – Zoli zu ihrem Glück zwingen zu müssen. Die Folge ist Zolis Ausschluss aus ihrer Sippe und damit aus dem Volk der Roma. Ein Urteil, das für jeden Angehörigen dieses Volkes praktisch dem Tod gleichkommt. Nun beginnt eine harte Flucht mit ungewissem Ausgang, in der der jungen Frau alles abverlangt wird …
Colum McCann hat seinen Lesern mit diesem Roman nicht nur das Leben und den Untergang des fahrenden Romavolkes nahe gebracht, er zeichnet auch die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau nach. Dabei ist das Buch literarisch sehr stark, voller Poesie und seine Inhalte beruhen auf gründlicher und ernsthafter Recherche. Einige der in den Roman einfließenden Roma-Sprichwörter werden dem Leser noch lange nach der Lektüre des Buches im Gedächtnis haften bleiben.>
Colum McCann, Zoli.
Rowohlt 2008. 9,95 €