Die Geschichte von Scylla geht weiter. Als Theresia Sarkowitz – kurz Sia – verdingt sie sich im Jahre 2008 in Leipzig als Nachtwache in einem Krankenhaus und arbeitet nebenbei als Türsteherin in einem Gothic-Club. Doch ihre wichtigste Aufgabe ist es, ihre beiden Verwandten (und potentiellen Vampire) Emma und deren kleine Tochter Elena zu beschützen. Keine leichte Aufgabe, denn urplötzlich taucht eine fremde Frau namens Tonja bei der ahnungslosen Emma auf, behauptet eine Cousine Sias zu sein und erschleicht sich so den Eintritt in ihre Wohnung. Als Sia ein paar Stunden später nichts Böses ahnend dort ankommt, erwartet sie eine fürchterliche Überraschung …
Ab hier entspinnt sich, wie schon in Heitz erstem Roman, eine Geschichte bestehend aus mehreren Erzählsträngen, die über 200 Jahre zurückreicht. Sie beginnt in der Bretagne im Spätsommer 1781 mit Tanguy und Gwenn, einem jungen Liebespaar. Beide sind miteinander überglücklich und freuen sich auf die gemeinsame Zukunft, bis sie eines Tages in einem kleinen Wäldchen plötzlich von Räubern überrascht werden. Als Tanguy sich mit ihnen anlegt, um Gwenn so zur Flucht zu verhelfen, ahnt er nicht, dass er nach diesem Vorfall eine viel größere Gefahr für seine Geliebte sein wird als die Räuber …
Einige Jahre später in Südfrankreich. Die junge Sandrine lebt allein in einem kleinen Steinhäuschen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich damit, dass sie den Leuten im Dorf außergewöhnliche Gefallen tut: Sie belegt Menschen auf Wunsch mit Flüchen. Doch ist aller Hokuspokus, den sie beispielsweise vor den Augen einer betrogenen Ehefrau anstellt, nicht ausschlaggebend für die Wirkung (wie zum Beispiel ein furchtbarer Ausschlag). Diese ist allein Sandrines Zugehörigkeit zu einer besonderen Vampirsorte zu verdanken, die mit dieser fragwürdigen Gabe ausgestattet ist. Als Sandrine eines Tages auf ihresgleichen trifft und sich unsterblich verliebt, verändert sich ihr Leben auf abenteuerliche Weise …
Als weitere Hauptfigur lernen wir Dominic de Marat kennen, der als Blutsauger zur Zeit der Französischen Revolution sein Unwesen treibt. Er ist Anführer einer marodierenden Bande von Banditen, die die unruhigen Zeiten nutzen, um fette Beute zu machen. Dominic hat vor allem eins im Sinn – wie er von seinen übermenschlichen Fähigkeiten Gebrauch machen kann, um sich zu allen Genüssen des Lebens unbeschränkten Zugang zu verschaffen. Da wird er eines Tages von einem geheimnisvollen Mann in adliger Kleidung vor einer Gefahr erretten. Der Fremde nennt sich Marek (er ist den Lesern von Markus Heitz eventuell schon aus dem ersten Teil der Trilogie bekannt), behauptet sein Onkel zu sein und verlangt von Dominic, sein Leben grundlegend zu ändern. Denn Dominic soll Teil der Cognatio werden, einem einstmals starken Zirkel von Vampiren, Kinder des Judas genannt, die sich allen anderen Vampiren gegenüber für überlegen halten und ihr Leben einem angeblich höherem Zweck verschrieben haben …
Markus Heitz verknüpft die verschiedenen Erzählstränge auf sehr spannende und unterhaltsame Weise. Das Buch entführt den Leser in eine fremde und abenteuerliche Welt voller Abenteuer, Intrigen, Geheimnisse – und bei alle dem kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Auf den im Dezember erscheinenden dritten Teil Judastöchter kann man sich als Freund düsterer Fantasy-Literatur freuen!
Markus Heitz, Judassohn
Knaur 2010. 14,95 €